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Peigarten

Peigarten

Peigarten ist ein Straßendorf mit zwei kleinen Siedlungen — Gretzl und Brill [eigentlich „Brühl“, d. h. „Sumpf(wiese)‘]. 

Der Name Peigarten leite sich wahrscheinlich von der altslawische Grundform *Prê gradê  - ‚vor  der Burg‘ (vgl. Prägarten) ab. ‚Grad‘ bedeutet im Indogermanischen ‚eingefriedete Fläche‘, verwandt mit deutsch ‚Garten‘.
Eindeutschung von ‚pre‘ = ‚vor‘ “ zu ‚Bei-‘ = ‚Pei‘-.

8 Urlehen,
1590 – 8 Häuser,
1794 – 46 Häuser mit 202 Einwohnern,
1869 – 88 Häuser mit 496 Einwohnern,
2020 – 97 Menschen in 52 Häusern. 

Siedlungserweiterung mit Kleinhäusern wegen Hausweberei ab 1789.

Im Rahmen der deutschen Kolonisation wurden auch Pfarren errichtet.
Die Pfarrkirche in Thaya wurde um 1100 Zentrum eines großen Pfarrgebietes, das schließlich bis zum Reinberg reichte und wo weitere Kirchen in Klein-Zwettl, Gastern, Weißenbach, Klein-Motten, Eggern und Peigarten bestanden. 

In Peigarten wurde eine Burg errichtet, die eine wichtige Verbindung von Thaya (Abzweigung vom Böhmsteig) nach Landstein (Landštejn), Neubistritz (Nová Bystřice) und Tabor (Tábor) kontrollierte. 

Ab 1200 wurde die Familie der Peigartner mehrmals in Urkunden genannt. Sie waren Ministeriale (= Dienstmänner) des Grafen Gebhard von Hirschberg.

1328 und 1336 gab es Böhmeneinfälle mit starken Zerstörungen, die zu Ausfällen bei den Abgaben führten.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts verkauften die damaligen Lehensherren von Peigarten, Pilgrim und Johann von Puchheim, die Herrschaft an Jakob Dachsner (Taxner); 1386–1460 Herrschaft der Dachsner.

Um 1430 waren die Hussiten in Niederösterreich eingefallen und wurden 1431 zwischen Kirchberg an der Wild und Waidhofen entscheidend geschlagen.

1460–1481 Herrschaft der Neuhauser. 1481 durfte Bernhard Inprucker dem Heinrich von Neuhaus das Schloss Peigarten ablösen.

16. April 1480: Waffenstillstand zwischen Kaiser Friedrich III. und Heinrich von Neuhaus, um dem kriegerischen Treiben im nördlichen Waldviertel ein Ende zu bereiten.

1493 bemächtigte sich Pribik Vrečko der Feste Peigarten, aber noch im selben Jahr wurden die Ungarn und Böhmen vertrieben.

1513 wurde die Herrschaft zum freien Eigen der Inprucker. Diese wurden wie viele österreichische Adelige Anhänger Luthers und der Reformation. Sie zogen das Schlossbenefizium ein und hielten keinen Priester mehr.
Die Einnahmen aus dem Benefizium verwendeten sie für sich selber.

Um 1580 gehörten zur Herrschaft 91 untertänige Hofstätten, aber nur acht (!) in Peigarten.

Im Bauernaufstand 1596/97 sagte Thomas Melcher aus Peigarten unter Folter aus, er sei auf Bitten der Gemeinde und der Nachbarn zum Schneider Brunner gegangen und habe ihm in Spitz eine Beschwerdeschrift übergeben.
Brunner sei zwar einfach gekleidet gewesen, es habe ihm aber imponiert, dass er aus einem silbernen Trinkgefäß getrunken habe.
Melcher wurde zum Tod verurteilt und zwischen dem Kloster und der Stadt Zwettl an einen Baum gehängt, an dem bereits im Bauernkrieg 1525 sechs Bauern aufgehängt worden waren.

Die Inprucker gehörten zu den 166 protestantischen Adeligen, die 1608 dem Horner Bund beitraten. Nach der Niederlage der Böhmen am Weißen Berg mussten sie Kaiser Ferdinand II. huldigen, ansonsten hätten sie ihren Besitz oder sogar ihr Leben verloren.
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 standen von acht Häusern vier leer. Während des Dreißigjährigen Krieges hatten sowohl protestantische als auch katholische Söldner furchtbare Verbrechen an der Bevölkerung begangen.

1644 erwarb Abt Cornelius von Lilienfeld Peigarten, wofür er als „Vater des Vaterlandes“ bezeichnet wurde. Im späteren 17. Jahrhundert wurde die Burg zu einem zwei- bis dreigeschoßigen Barockschloss umgebaut.  
Seit 1707 verwaltete ein Pater aus Lilienfeld das Schloss. Peigarten erlebte eine gewaltige Entwicklung.
1751 hatte Peigarten 13 Häuser, 1794 durch den Zuzug von Webern 46 Häuser und 202 Einwohner. Die Zahl der Weber-Kleinhäuser und der Einwohner stieg in den nächsten 100 Jahren stark an.

Peigarten hatte im 18. Jahrhundert eine Schäferei, eine Taverne, eine Brauerei und eine Branntweinbrennerei.

1890 –  500 Einwohner,
1923 – 378 Einwohner,
1951 – 348 Einwohner,
1991 – 136 Einwohner,
2020 -   97 Einwohner in 88 Häusern

Nach einer Reihe von Besitzern kaufte Philipp-Ferdinand Graf von Grünne 1812 die Herrschaft. Die Grünne gehörten zu den ältesten belgischen Adelsfamilien. 

Da die Schlosskapelle nicht mehr öffentlich zugänglich war, wurde 1926 von den Dorfbewohner eine Kriegerdächtniskapelle nach dem Vorbild der Bründlkapelle zwischen Waidhofen und Groß-Siegharts gebaut. Benefizium zum hl. Josef.

Einwohner am 1. Jänner 2018: 108 Personen mit Hauptwohnsitz und 57 Personen mit Zweitwohnsitz.

Ortsvorsteher: GfGR. Gottfried Fasching, 3843 Goschenreith 34, Tel. +43 2843 2937 oder +43 664 643 19 95

Weitere Gemeinderäte im Ort:
GR. Ingrid Draschtak, 3843 Peigarten 27, Tel. +43 664 648 73 05